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Was ist DER kranke Schei* derzeit? Zombies? Meh. Piraten! Spätestens seit Risen 2 und aktuell Assassin's Creed IV - Black Flag bin ich auch wieder mit (Achtung, Kalauer-Alarm) an Bord. Da es diesbezüglich aber noch massive Defizite im TV-Serien-Bereich gibt, dachte sich Starz Entertainment wohl, dass es diese Lücke schnellstmöglich zu schließen gilt. Dabei herausgekommen ist Black Sails, eine übrigens von Michael Bay produzierte Serie. Wenn es bezüglich des Titels vielleicht auch nicht für den Originalitäts-Emmy reicht: taugt die Serie inhaltlich was, gemessen an der allerersten Folge? Nun, lehnt euch zurück, schließt die Augen und lauscht meinen lieblichen Worten...wisst ihr was? Dumme Idee: macht die Glubschbobbeln wieder auf und lest bitte selbst. ARRRRR, viel Spaß!
Gleich zu Beginn werden wir in eine Enterung...Enterei (?)...ein Schiffenterungs-Unterfangen hineingeworfen - und zwar aus der Sicht des "Opfer-Schiffes". Nahezu chancenlos verpuffen die zur Abwehr verschossenen Kanonenkugeln und so finden sich der Kapitän und einige der Überlebenden der initialen Attacken schließlich in einer dunklen Kammer im Rumpf wieder - zusammengerückt und mit geladenen Handkanonen die Eingangstür bewachend. Fast überflüssig zu erwähnen, dass sie darin vor einer wilden Meute von Piraten so sicher sind wie eine Kugel Eis auf dem Teller von Doug Heffernan. Viele Worte, kurze Quintessenz: in den folgenden Minuten erleben wir nicht nur eine anständige Metzelei und Brandschatzerei, sondern bekommen auch die Hauptakteure des seriellen Spektakels peu à peu näher gebracht. Als da zum Beispiel wären: Captain Flint, der sich zunehmend von Meutereigefahren bedroht sieht, weil die Mannschaft schon länger keine wirklich großen Erfolge feiern konnte, also so brandschatz- und beutemäßig. Hier haben wir es wohl mit der Hauptfigur zu tun, und ich denke, der Charakter hat Potenzial, die Zuschauer gut mitzunehmen in diese noch so raue und unzivilisierte Epoche. Er ist einer dieser typischen "Ich bin zwar ein Anti-Held-und-mache-auch-hier-und-da-schlimme-Sachen-habe-aber-ein-gutes-Herz-oder-bin-zumindest-für-meinesgleichen-ein-treuer-Freund"-Persönlichkeiten. Mal schauen, wie sich das weiterentwickelt. Hinzu kommt die mehr oder weniger lustige Frohsinn-Charmebolzen-Rolle des John Silver, der sich als pseudo-Smutje in die Piratengilde einschleimt und dem in der ersten Folge aufgrund eines wertvollen Fundes eine Schlüsselposition zukommt. Müsste ich mutmaßen, so denke ich, dass die Serie fortan auch auf die Dynamik zwischen ihm und dem Captain bauen wird - beide sind sehr unterschiedlich, doch sie werden sich gegenseitig noch brauchen.
Hm, was brauchen wir noch? Richtig, Frauen! Und am besten starke Persönlichkeiten, die sich in der männerdominierten Welt behaupten können. Ist vorhanden, und zwar in Form von Eleanor Guthrie, eine lesbische Handelsfrau, die die Geschicke des in Freubeuterhand befindlichen Nassaus warenim- und exporttechnisch in der Hand zu haben scheint - zumindest als verlängerter Arm ihres Vaters. Sie tritt teils betont maskulin auf, zeigt aber auch ihre weiche Seite, als sie mit der anderen weiblichen Hauptrolle Max lasziv die Laken wälzt - Nacktheit kommt in der ersten Folge zur Genüge vor. Während Max eher so hintenrum auf die verführerische Einlulltaktik setzt - und damit noch zur interessanten Unvorhersehbaren in der weiteren Handlung avancieren könnte - ist mir Eleanor momentan noch etwas blass und dröge. Irgendwie bedient sie alle Klischees, wenn man sich eine solche Rolle in der damaligen Zeit vorstellt. Na, mal schauen. Eine weitere zentrale Rolle nimmt die rechte Hand des Captains ein, der gutmütig-pummelige und mit Weitblick versehene Gates. Er ist die Treue in Person, aber sicher auch die Stimme der Vernunft und der moralische Anker für die Zuschauer. Es macht zumindest momentan auf mich den Eindruck. Würze in der Charaktersuppe geben hingegen der fies dreinschauende Captain Charles Vane mit seinen zwilichtigen Gefolgsleuten Rackham und Anne Bonny. Deren drei Rollen bleiben in der Pilotfolge allerdings noch weitgehend grob. Hmm, habe ich noch wen wichtiges vergessen? Ach ja, es gibt da noch eine Art Mann-für-alles Kapitänsbegleiter, dessen Namen ich vergessen habe. Plus einen unheimlich gesichtsbemalten Schwarzen, der bei Entereien die Leute verschrecken soll, dessen Rolle aber ebenfalls noch nicht unheimlich ausgebaut wurde. Ihr merkt es: in der ersten Episode lernen wir allerhand Leute kennen, vielleicht zu viele? Zumindest machen alle soweit eine gute Figur, wenngleich mir noch keiner so recht ans Herz wachsen wollte.
Eines will ich an dieser Stelle aber schon einmal festhalten: die production value der Serie macht einen wahrlich hohen Eindruck: nicht nur, dass wir aufwendige Kulissen und Schiffe zu sehen bekommen, nein auch die Kostüme und das Interieur sind so, wie man es sich vorstellen würde, denkt man an die (im Kopf romantisierte) Piratenzeit: Hut ab! Die Handlung macht ebenfalls einen guten ersten Eindruck, mit ausreichend Konflikt für weitere Episoden. Und es ist sogar ein großer, wirklich groooßer Schatz dabei...zumindest in den Erzählungen. Noch ein Wort zur Gewaltdarstellung: wie viele Serien derzeit spart auch Black Sails nicht mit dem roten Saft und klaffenden Wunden - wobei insbesondere ein bestimmter Zweikampf heraus sticht. Alles in allem sicher dem wilden Dasein der damaligen Karibiktage angemessen, negativ übertrieben kam mir das Ganze nicht vor. Ich möchte schließen mit einer vorsichtigen Empfehlung: schaut euch die erste Folge am besten einmal selbst an, doch erwartet nicht, sofort umgehauen zu werden. Wenn euch wenigstens ein bisschen gefällt, was ihr seht, dann gebt dem ganzen doch eine Chance - genau wie ich. Ich sehe durchaus Potenzial in dem Vorhaben, es kommt nun ganz auf die Entwicklung der Charaktere und der Handlung an - das Setting ist bereits unglaublich gut eingefangen und macht Laune. Also, an die ARRRRRRRbeit, Leute, hisst die schwarze Flagge, brandschatzt den Kühlschrank, setzt euch euren Papagei auf die Schulter und taucht ab in die mit Rum und Zucker vollgepackte Welt der Piraten.
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