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Netflix hat eine neue Serie am Start und ich habe mir die
ersten paar Folgen zur Brust genommen. Ob ihr euch auf ein Abenteuer rund um
die Titelfigur Kimmy Schmidt einlassen solltet, könnt ihr nach nur einem
kleinen Klick erfahren.
Dass Netflix bisher gut mit Eigenproduktionen gefahren ist,
beweisen bisherige Kritikererfolge wie House of Cards oder Orange is the NewBlack. Doch kann der Streaming-Dienst auch waschechte Comedy? Nun worum geht es
überhaupt? Kimmy Schmidt ist ein quirliger Rotschopf und wäre eigentlich das
typische Mädchen von Nebenan, wenn, ja wenn sie nicht etliche Jahre in einem
unterirdischen Bunker gelebt hätte, abgeschieden von der Außenwelt. In selbigen
wurde sie von einem Irren zusammen mit ein paar anderen Mädchen hin entführt,
nur um fortan permanent eingeredet zu bekommen, dass zwischenzeitlich der
Weltuntergang stattgefunden habe und sie die einzigen Überlebenden seien. Doch
Kimmy wäre nicht „unbreakable“, wenn sie daran nicht erhebliche Zweifel gehegt
hätte. Und Recht sollte sie behalten, als die Frauen zu Beginn der Serie von
einem Polizeikommando befreit werden. Der Umstand, dass Kimmy wichtige
kulturelle und technische Entwicklungen der vergangenen Jahre komplett fehlen,
ist humoristischer Dreh- und Angelpunkt des Formats. Schon allein durch die
grandios überspitzte Mimik der Darstellerin Ellie Kemper wird ein guter Teil
der Komik transportiert: kaum jemand vermag es wohl, sich zum einen so ansteckend
über etwas freuen zu können, zum anderen aber auch, sich dermaßen zu Ärgern,
dass das zusammengekniffene Gesicht glatt einem Comicbuch entsprungen sein
könnte. Ich schaue die Folgen übrigens auf Englisch und kann daher nicht sagen,
ob die Gags in die ebenso vorhandene deutsche Tonspur gut hinübergerettet
wurden.
Kimmy hat in den ersten Folgen alle Hände voll damit zu tun,
sich in ihrer neuen Freiheit zurecht zu finden, wobei sie sich als Schauplatz
dafür – vielleicht als Konfrontationstherapie – ausgerechnet das
aufregend-chaotische Großstadtleben von New York City ausgesucht hat. Ins
Gesamtbild fügen sich auch gut ihr Schwarzer homosexueller Mitbewohner Titus
mit allenthalben enttäuschten Broadway-Ambitionen, ihre geistig häufig
umnachtete Vermieterin Lillian und die neue Arbeitgeberin Jacqueline Voorhees
ein. Gerade letztere sorgt zusammen mit ihrer snobistischen Familie für einigen
komischen Zündstoff: Immer am Abgrund eines emotionalen Kollaps‘
entlangwankend, versucht Misses Voorhees einerseits ihre (vermutlich bereits
hoffnungslos kaputte) Ehe mit ihrem ständig verreisten Gatten zu retten,
während sie gleichzeitig ihrer verblichenen Jugend hinterherweint. Dies führt
dann auch zu einem grotesken Verhalten gegenüber ihrer in der schlimmsten
pupertären Phase steckenden Göre von Tochter - Xanthippe: einerseits kann sie
deren gelangweilte und überheblich-stichelnde Art nicht ausstehen, andererseits
strebt sie permanent nach Anerkennung bei ihrem Sprössling und himmelt sie für
ihre Jugend und vermeintliche Stilsicherheit an.
Ein guter Motor für den Schwung dieser Serie ist es nun,
dass die ihre Vergangenheit im Bunker tunlichst verheimlichende Kimmy in diese
Tocher-Mutter-Beziehung eingreift, da sie als Haushaltshilfe engagiert worden
ist. Schnell bandelt nämlich Frau Voorhees mit der empathischen Kimmy an, die
Tochter hingegen wittert irgendein großes Geheimnis und setzt fortan alles
darin, den Störenfried durch Entlarvung wieder aus dem Haus jagen zu können. Der
Funke für diese neue Serie sprang bei mir allerdings nicht sofort über, ich
brauchte durchaus meine zwei, drei Episoden, bis ich vollends dieser tendenziell
naiv-herzensguten, emotionsgeladenen und optimistischen jungen Dame verfallen
war. Ob sie nun einen verwirrten alten Weltkriegsveteranen als
Psychotherapeuten missbraucht, lernt, wie man einen „richtigen“ Selfie macht,
kurz vor einer Schönheits-OP einen fulminanten Rückzug antritt, hektisch und unbeholfen
ihre Wissenslücken kaschiert oder in Reminiszenz an einen alten Film eine Standbildpose
einnimmt: Kimmy Schmidt muss man einfach gern haben!
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