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The Wolf Among Us - Episode 1 (PC, Xbox 360, PS3)

intellectual property by Telltale Games

Beim Namen "Telltale Games" läuten in Zockerkreisen derzeit die Alarmglocken - doch nicht, weil die Jungs und Mädels dieses Entwicklerstudios so ausnehmend schlechte Spiele machen würden! Nein, eher im Gegenteil: vor nicht allzu langer Zeit machte sich die Schmiede einen ruhmreichen Namen mit der Versoftung von Robert Kirkmans Zombie-Comic-Epos "The Walking Dead" - und das in Form eines Grafik-Adventures in Comic-Optik, das in mehrere Episoden aufgeteilt häppchenweise erschien. Nun stehen wir vor dem nächsten Titel des Hauses und alles liest sich erst einmal sehr ähnlich...

Auch dieses Mal dient ein Comic als Vorlage, genauer gesagt "Fables" von Bill Willingham. Und auch jetzt setzt man wieder auf die so gut funktionierende Cartoongrafik, welche die erneut auf mehrere Episoden aufgeteilte Story erzählen soll. Doch worum geht es in "The Wolf Among Us"? Da ich das gesamte Fables-Universum der Vorlage leider nicht kenne, kann ich lediglich jene Dinge erläutern, die mir die erste (und bislang einzige) Episode des Spiels aufgedeckt hat. Als Spieler schlüpfen wir in die Rolle von Bigby Wolf, dem Sheriff von Fabletown, einem Stadtteil von New York City. Dieser Abschnitt des Big Apple hat es in sich, denn er bietet Heimat für allerlei Wesen aus der Märchenwelt - zumindest jenen, die ohnehin eine menschliche Gestalt haben. Jenes Aussehen ist nötig, damit die kleine Gesellschaft weiterhin unentdeckt leben kann und inmitten der menschlichen Restbevölkerung nicht auffällt. Alle anderen, nicht menschenhaft aussehenden Gestalten von Grimm und Co. können sich entweder den teuren "Glamour"-Zauber leisten, der sie in Homo-sapiens-sapiens Form zu pressen vermag, oder aber sie befinden auf der sogenannten "Farm", einer kleinen Siedlung außerhalb der Stadt. Da dies jedoch von manchem als Gefängnis empfunden wird, tauchen mitunter auch Illegale in Fabletown auf. Damit das nicht zur Regel wird - und um dafür zu sorgen, dass sich nicht alle gegenseitig umbringen-  ist besagter Sheriff Wolf immer da, wenn es irgendwo brenzlig wird.

So beginnt auch die erste Episode des Spiels damit, dass wir von einem Bewohner eines Appartementkomplexes zu Hilfe gerufen werden, weil der Woodsman in einer der Wohnungen einen lauten Streit mit einer Frau entfacht hat. Ihr kennt den Woodsman nicht? Nun, ich denke schon, denn damit ist der freundliche Jägersmann gemeint, der annodazumal so heroisch den Bauch des bösen Wolfes aufgeschnitten und die Großmama des rotbekäppten jungen Fräuleins daraus befreit hat! Derlei Begegnungen mit wohlbekannten Fabelwesen gibt es öfter zu erleben, und so begeben wir uns zum Beispiel auch recht zu Beginn schon mit Schneewittchen als Helferin auf die Spur nach einem Mörder, der in Fabletown sein Unwesen treibt. Besagte Zwergen-WG-Mitbewohnerin hat in unserer Menschenwelt jedoch mittlerweile zur Assistentin des Bürgermeisters umgeschult. Durch solche Dinge gewinnt das Abenteuer einen ganz besonderen Charme, denn der Kniff, was Märchengestalten im normalen Alltag der echten Welt machen würden, bietet interessante Herangehensweisen. Gewiefte Leser haben es vielleicht schon geahnt: auch unser Sheriff, die Spielfigur also, ist eine Fabelgestalt, und zwar der große böse Wolf, der beispielsweise den drei kleinen Schweinchen die Häuser niedergehustet und -geprustet hat! Reuig und Besserung im Umgang mit anderen versprechend hat er so nicht nur den neuen Job als verlängerten Arm des Gesetzes angetreten. Nein, er bietet auch Colin Unterschlupf, seines Zeichens Ausreißer von erwähnter Farm und de facto eines der drei kleinen Schweinchen.

Es mutet in der ersten Zeit etwas seltsam an, sich mit einem perfekt Englisch redenden Schwein oder auch Fröschen und dergleichen zu unterhalten, so als wäre es no big deal. Doch schon bald ist man vollständig in die sehr spannende Detektiv- und Kriminalgeschichte eingetaucht, da alles nicht nur von exzellenten Sprechern vertont worden ist (allerdings nur auf Englisch), sondern auch die Musikuntermalung stets passt und die Comic-Grafik alles stilsicher in Szene setzt. Der circa zwei Stunden währende Trip spielt sich dabei ähnlich wie der Vorgänger im Geiste ("The Walking Dead"). Neben der normalen Charaktersteuerung bewegt man einen Cursor übers Bild, um Dinge zu untersuchen, Leute anzusprechen oder Etwas ins Inventar aufzunehmen. Ab und zu wird das Geschehen zudem durch Action-Einlagen aufgelockert, bei denen man in Quicktime-Events Knöpfchen drücken, oder mit der Maus einen gewissen Bereich anklicken muss. Ebenso mit von der Partie ist auch wieder das Entscheidungssystem: meist muss man unter Zeitdruck zwischen mehreren Antwortoptionen wählen, deren Konsequenzen teilweise den Verlauf der Handlung beeinflussen können. Wenn man mit seinem Verhalten beispielsweise eine stärkere Bindung zu einem anderen Charakter aufbaut wird einem das in der oberen linken Bildschirmecke mit einem kleinen Hinweis verdeutlicht. Auch hat man an bestimmten Stellen die Möglichkeit, zwischen zwei Dingen zu wählen oder etwas Bestimmtes zu tun oder eben zu unterlassen. Die Reichweite der Entscheidungen lassen sich nach Episode 1 noch nicht genau abschätzen, wenn es jedoch ähnlich wie bei The Walking Dead abläuft, kann es durchaus zwischen Leben und Tod mancher Handlungspersonen entscheiden.

Alles in allem wird man vor keine großen Hürden gestellt, denn im Grunde muss man lediglich alles Absuchen, was es gibt und mit allem und jedem reden, um voranzukommen. Man könnte dem Spiel diese fehlende Herausforderung ankreiden. Ich nehme es jedoch als interaktiven Film wahr, und kann so hervorragend über jene Defizite hinwegschauen. Denn auch wenn manche angeführte Anekdote in diesem Artikel durchaus amüsant klingt - und auch ist - so soll doch kein falscher Eindruck entstehen: das Spiel hat einen sehr gelungenen düsteren Film-Noir-Grundton, geizt zudem nicht mit derber Sprache und hat relativ viel Gewalt und Blut mit an Bord. Das Spiel ist also nur etwas für Erwachsene Zocker, diese werden jedoch mit Episode 1 von The Wolf Among Us so gut unterhalten, dass das Warten auf Folge 2 - nicht nur wegen des krassen Cliffhangers am Ende - fast unerträglich wird!


Fazit: The Wolf Among Us lässt in seiner ersten Episode in ein vielversprechendes Setting blicken und überzeugt durch die stilsichere Optik, eine spannende Noire-Handlung, klasse Dialoge sowie eine ausgezeichnete Soundkulisse.


Und nun noch ein Wort zu meinem neuen Wertungssystem für Games: ich vergebe bis zu 5 "Smokeys" (siehe meine Blog-Titelgrafik), abstufbar in halben Einheiten. Eine 5 ist dabei sozusagen "Smokin' HOT", die 1 eher "Dust beneath my feet", also schlecht. So seht ihr eingedampft auf einen Blick, wie sehr mir das Spiel gefallen hat - simpel, aber effektiv. 



Wertung:





Kurzinfos:

Name: The Wolf Among Us
Plattformen: PC, Xbox 360, PS3
Entwickler: Telltale Games
Publisher: Telltale Games
Genre: Grafik-Adventure
Release: 11. Oktober 2013
Homepage: CLICK 

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