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"Orange is the New Black" spielt auf die Farbe der Uniformen von Insassen in US-amerikanischen Gefängnissen an. Und das nicht ohne Grund, denn die Serie spielt genau da, spezieller noch in einem Frauen-Knast. Wer dabei sofort instinktiv auf Abwehrhaltung geht, weil er gleich den agressiv durch die schwedischen Gardinen gezückten Mittelfinger von "Walther" vor Augen hat und mit Grausen an diese bestimmte Serie auf RTL denkt, dem kann ich schon einmal Entwarnung geben: die Serie macht einen weitaus besseren Eindruck auf mich als das deutsche Pendant. Wobei man eigentlich gar nicht von einem "Pendant" sprechen kann, denn die Neflix-Serie basiert auf den Memoiren einer Frau, die selbst einmal im Gefängnis war. Wo ich gerade dabei bin, möchte ich euch kurz die Story umreißen, zumindest das, was ich nach der ersten Folge mitbekommen habe.
Die Protagonistin Piper Chapman (gespielt von Taylor Schilling) muss für 15 Monate ins Gefängnis, und zwar für eine 10 Jahre zurückliegende Jugendsünde. Damals noch lesbisch, schmuggelte sie für ihre Drogen dealende Freundin einen Batzen Bargeld über die Grenze und wurde schließlich erwischt. Inzwischen nicht mehr lesbisch, häuslich eingerichtet und verlobt mit Larry (gespielt von "Mr. American Pie" Jason Biggs), holt sie nun die Vergangenheit ein und sie muss ihre Haftstrafe antreten. In der ersten Folge wird dabei immer wieder mit Rückblicken gearbeitet, mal in die wilde Phase mit der Tasche voller Drogengeld, mal in Szenen mit ihrem Freund. Interessant ist dabei, dass diese Erinnerungen auch durch irgendwelche Stichworte der Menschen im Gefängnis ausgelöst werden. So folgt auf das trockene "strip" der Wärterin eine laszive Tanz-Szene für ihre damalige Drogen-Freundin. Für mich wurde eine Aussage rasch deutlich, nämlich wie falsch diese späte Bestrafung für Piper ist: nie war sie wohl weiter weg von ihrer kriminellen Vergangenheit als jetzt, kommt dieser aber potenziell wieder unglaublich nahe, da sie nun mit anderen Tätern zusammengesperrt wird und sich irgendwie behaupten muss.
Den besonderen Touch bekommt die Serie einerseits aus ihrem leichten Comedy-Einschlag, der die Thematik gekonnt auflockert, ohne ins Lächerliche abzudriften. Ich finde, jene Balance ist nicht leicht zu finden, wird hier jedoch gekonnt umgesetzt. Andererseits wird sehr gut die emotionale Zerrissenheit von Piper spürbar. So ist sie sichtlich bemüht, das Beste aus der Situation zu machen, die 15 Monate als verschmerzbar hinzunehmen und sich auf die für danach geplante Hochzeit zu freuen. Gleichzeitig jedoch bricht sie manchmal einfach zusammen und in Tränen aus, kann die Trennung von ihrem stabilen sozialen Umfeld und dem alltäglichen Komfort der "freien" Welt kaum ertragen. Das Tüpfelchen auf dem i sind dann noch die bisher nur kurz eingeführten Mitinsassen und Gefängnismitarbeiter, von denen manche ganz klar eher fies, andere herzensgut wirken und viel Spielraum für Charakterentwicklung bieten. Ihr merkt es schon, ich werde auf jeden Fall weiterschauen und so kann mein Ergebnis nur lauten...
Fazit: Pilotenschein bestanden - "Orange is the New Black" vereint komische und traurige Momente einer Inhaftierung gekonnt und nahe am Leben. Ein potenzieller weiterer Netflix-Originals-Hit!
Kurzinfos:
Originaltitel: Orange Is the New Black
Deutscher Titel: -
Land: USA
Creator: Jenji Kohan
Genre: Comedy, Crime, Drama
Folgenlänge: 60 Minuten
Staffeln: bislang 1 mit 13 Folgen, 2. Staffel angekündigt
Erstausstrahlung: 11. Juli 2013 (Internet)
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